Kurzbiografien

 

Agazzari, Agostino (1578-1640)

Geboren in Siena, soll sich zeitweise in Salzburg, Rom und Deutschland aufgehalten haben. Die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte er als Domorganist in seiner Heimatstadt Siena. Die vorliegenden Motetten sind entnommen aus "Sacrae Cantiones", gedruckt 1607 in Frankfurt/Main, einer Sammlung von 42 vier- bis achtstimmigen Motetten.

Albert, Prinz zu Sachsen, Coburg und Gotha (1819-1861)

Prinz Albert war der Gemahl der englischen Königin Victoria. Ebenso wie sein Bruder Ernst (der spätere Coburger Herzog Ernst II.) komponierte er bereits seit früher Jugend. Das Original des Duetts "Liebe hat uns nun vereint" liegt in der Landesbibliothek Coburg.

Baumann, Erasmus (1587- 1657)

Erasmus Baumann stammte aus Nürnberg und war "Hofforganisten allhie zu Coburgk." Weitere Lebensdaten sind nicht bekannt. Der Choralsatz "Ein new christlich Weyhnachtgesänglein" aus dem Jahr 1617 ist Herzog Johann Casimir gewidmet. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Blow, Dr. John (1649-1708)

Dr. John Blow wurde in North Collington geboren und war Organist und Kapellmeister an Westminster/London. Er war Lehrer und Vorgänger Henry Purcell's, nach dessen frühen Tod nochmals kurzzeitig sein Nachfolger.

Bodenschatz, Erhard (1576-1636)

Erhard Bodenschatz, * ca. 1576 in Lichtenberg (lat. "Lichtenbergense") im Frankenwald, ( 1636 in Groß-Osterhausen in Thüringen, war nach wissenschaftlichen und theologischen Ausbildungsjahren in Dresden, Schulpforta und Leipzig seit 1600 Kantor in Schulpforta, seit 1603 Pfarrer in Rehhausen und von 1606 bis zu seinem Tode Pfarrer in Groß-Osterhausen bei Querfurt. Seinen dauernden Platz in der Musikgeschichte sicherte sich Bodenschatz durch die Herausgabe des letzten und berühmtesten Sammelwerks der deutschen und italienischen Motettenliteratur de 16. und 17. Jahrhunderts, des sog. "Florilegium Portense". Über die Sammlertätigkeit hinaus ist der Komponist Bodenschatz , der im "Florilegium" mit 3 Motetten vertreten ist, kaum beachtet worden. Auf den alten, bei Lasso und Calvisius zu findenden Stil weist die streng imitatorische Verzahnung der Stimmen und die Ökonomie in der Verteilung rhytmischer Bewegung hin.

Burger, David (ca. 1586-1633)

In seinem Widmungsschreiben bezeichnet sich David Burger als "gewesenen Organisten zu Hof". In den Kirchenbüchern von Hof/Saale konnten einige Lebensdaten gefunden werden. Die 7-stimmige Widmungsmotette "Misericordiam et iudicium cantabo," die Vertonung des 101. Psalms, datiert 1628, ist Ausdruck einer Bitte um den "gnaden Pfennig" an den Coburger Herzog Johann Casimir. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Dilliger, Johann (1593-1647)

Johann Dilliger, * 30. November 1593 in Eisfeld, ( 28. August 1647 in Coburg, war Sohn eines Hufschmieds und wuchs unter bescheidenen Verhältnissen in Eisfeld nördlich Coburg auf. Nach dem Besuch der Lateinschule war er vorübergehend in Naumburg, wandte sich dann aber nach Magdeburg, wo er offenbar Schüler von Michael Praetorius war. Beeinflusst wurde er auch von den Kantoren Agricola, Dreßler, Schröter und Weißensee. 1617 wurde Dilliger Kantor der Altstadt in Magdeburg, 1619 zusätzlich Leiter der Figuralmusik im Dom. Ab 1618 studierte er Theologie in Wittenberg. 1625 folgte er nach abgeschlossenem Magister-Examen einem Ruf an die Kirchen- und Stadtschule der Residenzstadt Coburg, das Casimirianum. 1634 war Dilliger auch Inhaber des 4. Vikariats an St. Moriz und Prediger an St. Crucis (Hl. Kreuz). Dilligers Coburger Jahre fallen in die Zeit, in der die Stadt von den Schrecken des 30-jährigen Krieges heimgesucht wurde. Durch Pest und Hungersnot verlor er nahezu seine gesamte Familie, er selbst starb 1647 nach schwerer Krankheit. Dilligers höheres Berufsziel war das eines protestantischen Predigers. Von seinen musikalischen Werken sind in der Landesbibliothek Schloss Ehrenburg Coburg (Morizturm-Bibliothek) vor allem eine Reihe von Gelegenheitskompositionen erhalten, die Dilliger Fürst Johann Casimir oder anderen hochgestellten Hofbeamten widmete. Melchior Franck, Heinrich Hartmann und Benedikt Faber, die großen Musikerpersönlichkeiten am Hofe Johann Casimirs muß Johann Dilliger gekannt und mit ihnen zusammengearbeitet haben.

Dous, Werner la (* 1924)

Werner la Dous, geb. 1924 schrieb die ersten Lieder gegen Ende des II. Weltkrieges, als er schwerverwundet aus Russland heimgekehrt war. In Breslau nahm er sein unterbrochenes Musikstudium wieder auf. Später wandte sich Werner la Dous dem Schauspiel zu und stand u. a. auf der Bühne des Landestheaters Coburg. Er lebt heute in Coburg.

Fabricius, Albinus (ca. 1570-1635)

Geboren in Görlitz, wurde Albinus Fabricius, vermutlich auf dem Weg nach Italien, in der Steiermark sesshaft. Seine fünfstimmige Komposition "Dum Casimire redis," (Wenn Casimir, der Herzog...) wurde von Pfarrer Andreas Hess aus Gräfenthal mit einem Huldigungstext an den Coburger Herzog Johann Casimir unterlegt. Der Originaltext ist nicht bekannt. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden. Die beiden sechsstimmigen Motetten "Aurea lux roseo" (Abt Vinzenz Lechner zu St. Paul, Graz gewidmet) und "Vulnerasti cor meum" (aus dem Hohen Lied Salomonis) liegen in einer Abschrift von Franz Peters-Marquart in der Landesbibliothek Coburg.

Fauré, Gabriel (1845-1924)

Geboren in Pamiers, war Fauré Organist in Rennes, später Kapellmeister und Organist an der Madeaine in Paris und Kompositionslehrer an der Societé Nationale de Musique. Der "Cantique de Jean Racine" op. 11 gilt als frühes Meisterwerk. Gisela Maria Paul erstellte die Deutsche Übersetzung in freier Nachdichtung.

Fellmer, Helmut (Anfang 20. Jahrh.)

Von Helmut Fellmer ist nur bekannt, dass er Kapellmeister war und zu Beginn des 20. Jahrhunderts längere Zeit in Japan gelebt haben muss. Er zählte zum Freundeskreis von Karl Vogt (s. d.) und seiner 1. Frau, der Dichterin und Malerin Dora-Maria. Die Handschriften der drei Dora-Maria Vogt gewidmeten Lieder fanden sich im Nachlass von Karl Vogt.

Franck, Melchior (um 1579-1639)

Melchior Franck, * ca. 1579 in Zittau, ( 1639 in Coburg, war seit ca. 1602/3 als "verordneten Sächs. Coburgischen Capelnmeister" am Hof des Herzogs Johann Casimir tätig. Unter der Regierung des Fürsten erblühten Künste und Wissenschaften am Coburger Hof. An dem hohen Stand der Musikpflege dieser Zeit hatte Melchior Franck wesentlichen Anteil, er ist ohne Zweifel als die herausragendste Musikerpersönlichkeit am Coburger Hof des 17. Jahrhunderts zu bezeichnen. Die vorliegenden Werke stammen aus verschiedenen Quellen, z. T. wurden mir Abschriften durch Knut Gramß bereitgestellt, teilweise sind sie dem "Florilegium Portense" des Erhard Bodenschatz entnommen. Es wurden Ablichtungen der Originale Originale der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg, der Landesbibliothek Coburg Schloß Ehrenburg, der Städtischen Bibliotheken Leipzig sowie der Proske-Bibliothek Regensburg ausgewertet.

Gassmann, Andreas (ca. 1572-1620)

Andreas Gassmann war Rektor der Lateinschule Rochlitz. Die achtstimmige Motette widmete er dem Coburger Herzog Johann Casimir anlässlich dessen Besuchs in Rochlitz 1610. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Hartmann, Heinrich (ca. 1560-1616)

Heinrich Hartmann, * in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, ( 1616 in Coburg. Sein Geburtsort ist nicht eindeutig belegt, vieles spricht jedoch dafür, daß die Bezeichnung "Heinricus Hartmanus Rochestadiensis" auf das bei Sondershausen in Thüringen gelegene Rockstedt schließen läßt. Über Ausbildung und Familie von Heinrich Hartmann ist nichts bekannt; verbürgt ist, daß er 1607 als Nachfolger von Justus Otto das Kantorat an "der Kirchen und Schulen zu Coburgk" angetreten hat. Hartmanns Wirken fügt sich der kulturellen Blütezeit ein, die Herzog Johann Casimirs Regierung in Coburg heraufgeführt und der Melchior Franck als Hofkapellmeister das musikalische Gesicht gegeben hat. Die Motette "Das alte Jahr vergangen ist" wurde nach einer Filmkopie der Bibliothek der Gesellschaft der Musikfreunde Wien im April 1979 von Knut Gramß übertragen. Reg.Nr. 2228 036. Die entsprechend angelegte Motette "Ist nicht Ephraim mein lieber Sohn" ist dem Bodenschatz'schen "Florilegium" entnommen.

Johann Casimir, Herzog von Sachsen-Coburg (& Eisenach) (1564-1633)

Herzog Johann Friedrich II, der Vater Johann Casimirs, war wegen seiner Verstrickung in die "Grumbach'schen Händel" geächtet und gefangen genommen worden. Auf dem Reichstag in Speyer 1570 wurden die beiden unmündigen Söhne Johann Casimir und Johann Ernst in das väterliche Erbe eingesetzt. 1586, nach der Volljährigkeit Johann Casimirs traten sie gemeinschaftlich die Regierung des souveränen Herzogtums an. 1596 teilten Sie das Herzogtum, fortan regierte Johann Casimir in Sachsen-Coburg, Johann Ernst in Sachsen-Eisenach. In der langen Regierungszeit Johann Casimirs (bis 1633) erblühten am Coburger Hof Künste, Wissenschaften und Musik. Die Namen des Hofkapellmeisters Melchior Franck und seiner Musiker-Zeitgenossen Heinrich Hartmann, Johann Dilliger, Erhard Büttner, Benedikt Faber u. a. sind über Coburgs Grenzen hinaus bekannt. Johann Casimir verstand es, lange Zeit den 30-jährigen Krieg vor den Toren Coburgs zu halten, indem er durchziehenden Truppen Tributzahlungen leistete. Erst 1632, ein knappes Jahr vor seinem Tod, wurde Coburg von Wallensteins Truppen besetzt. Dies bedeutete auch das Ende der Blütezeit der Coburger Hofmusik.

Lasso, Orlando di (um 1532-1594)

Geboren in Mons/Hennegau. Er unternahm Reisen nach Frankreich und Italien, wo er sich das musikalische Rüstzeug erwarb. Als Tenorist kam er nach München. Später war er dort Kapellmeister am Hof von Herzog Albrecht V.

Leonhardt, Sebastian (um 1540- ca. 1610)

Magister Sebastian Leonhardt war Lehrer und Jugenderzieher des späteren Herzogs Johann Casimir und seines Bruders Johann Ernst. Er begleitete beide von 1578 - 1581 vor ihrer Einsetzung als Coburger Regenten zum Studium nach Leipzig. Das handschriftliche Original der Vertonung des 130. Psalms "Zu Dir von Hertzen Grunde" ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Otto, Georg (um 1550-1618)

Georg Otto, in Torgau geboren, war eine der großen Musikerpersönlichkeiten am Hof von Moritz Landgraf von Hessen (der sich selbst kompositorisch betätigte). Hier übte er das Amt des Kapellmeisters aus. Er starb 1618 in Kassel an der Pest.

Paul, Wilhelm (1914-1995)

Wilhelm Paul war Volksschullehrer und nebenberuflich Musiklehrer am Mädchen-Realgymnasium Kulmbach. Mehr als 40 Jahre lang leitete er verschiedene Kirchenchöre. Für die Anforderungen solcher Laienchöre hat er eine Vielzahl drei- und vierstimmiger geistlicher und weltlicher Chorsätze geschrieben.

Praetorius, Hieronymus (1560-1629)

Geboren in Hamburg, Studium in Köln, danach Stadtkantor in Erfurt. Nach Hamburg kehrte er zurück, um nach dem Tod seines Vaters die Organistenstelle an St. Jakob zu übernehmen. Bekannt geworden ist er vor allem als Orgelkomponist.

Seel, Jacobus (1586-1634)

Jacobus Seel (Sehel), geb. 10.12.1586 in Eisfeld, ward als "Cantor introduciret 1612, 11. Nov., und zum Conrectorat 1618". Am 08. Mai 1622 ist Jacobus Seel in Coburg zum Diaconus ordiniert und 1623 Pfarrer zu Unterneubrunn geworden. Hier starb er am 22.04.1634 und liegt in der Sakristei der dortigen, 1490 erbauten Kirche begraben. Unterneubrunn, früher Neubrunn am Grund, Pfarrkirchdorf und Marktflecken, liegt nördlich von Eisfeld und ist heute Teil der Gemeinde Schönbrunn. Die vorliegende Motette ist auf den Text des 70. Psalms in der Übersetzung Martin Luthers komponiert. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Völckel, Samuel (um 1560-um 1617)

Samuel Völckel, * um 1560 wahrscheinlich im fränkischen Königsberg, lebte noch 1617 in Bayreuth. Von 1583 bis 1586 ist er als Instrumentalist der Ansbacher Hofkapelle nachgewiesen, war 1591 an der Hofkapelle Marburg, 1593/1594 als Instrumentalist in Wolfenbüttel, bis 1596 in Kassel, danach vermutlich in Sachsen und bis 1602 wiederum in Ansbach, wo ihm 1601 der Posten eines Vize-Kapellmeisters verliehen wurde. 1603 stand er als "Brandenburger Kapellmeister" in Diensten des Bayreuther Hofs und siedelte mit diesem nach dem Stadtbrand 1605 nach Kulmbach auf die Plassenburg "oberhalb des Gebirgs" über. Bis 1613 war er als Kapellmeister in Bayreuth tätig. Die beiden achtstimmigen Motetten "Gaudete, filiae Hierusalem" und "Domine, probasti me" von Samuel Völckel (datiert 30. April 1617) sind merklich von Georg Otto und Jacobus Gallus beeinflußt. Das handschriftliche Original ist in dem Band "Einige Dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke" im Staatsarchiv Coburg (LA A 2243) zu finden.

Vogt, Karl (1878-1960)

Karl Vogt, aus musikalischem Elternhaus stammend, war selbst excellenter Pianist. Bereits in früher Jugend trat er als Begleiter hervor. Nach dem Abitur studierte er in Berlin Japanologie (mit Dolmetscherexamen) und Rechtswissenschaften mit Doktortitel. Nebenbei war er Gasthörer für Kompositionslehre. Nach Ende des Studiums trat er als Justitiar in die Deutsche Botschaft in Tokyo/Japan ein. Nach wenigen Jahren ließ er sich jedoch als selbständiger Patentanwalt in Tokyo nieder, wo er bis zu seinem Tod lebte. Sein Haus in Tokyo war eine Begegnungsstätte der Deutschen in Asien. Freundschaften mit bekannten Künstlern sind bezeugt, so war z. B. Wilhelm Furtwängler bei Japan-Tourneen regelmäßig Gast im Hause Karl Vogts. Karl Vogt hinterließ ca. 100 Lieder für Singstimme und Klavier sowie einige Chorsätze. Im Stil lehnt er sich an die Spätromantik an, was besonders in den Vertonungen der Gedichte seiner ersten Frau Dora-Maria zum Ausdruck kommt. Die Originale befinden sich im Besitz von Wilfried Paul.

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