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Geistliche Abendmusik in der Rodacher Salvatorkirche

Von Martin Potyra  - Neue Presse   vom 24.2.2003

Vom Gotteslob bis zur Grablegung Christi reichte der Bogen der frühbarocken geistlichen Konzerte, den das Ensemble "Cantico" am Samstagabend in der Rodacher Salvatorkirche vor einer beachtlichen Zuhörerschar spannte. Gisela Maria Paul (Sopran), Erika Kreuzer (Alt / Mezzosopran) und Wilfried Paul (Bass) bewiesen erneut, dass die geistliche Musik des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts bei sorgfältiger und textorientierter Interpretation ebenso atfektbeladen wirken kann wie romantische Werke.

Gary O'Connell hatte bei Kompositionen die überwiegend begleitenden Continuo-Aufgaben übernommen und beschränkte sich an der Orgel auf eine bescheidene Registerwahl sowie sparsames Zierwerk, um den Singstimmen genügend Raum zur Entfaltung zu belassen. Mit drei solistischen Intermedien, den Choralbearbeitungen über "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ", "In dir ist Freude" und "Wir danken dir, Herr Jesu Christ" von Johann Sebastian Bach setzte er kleine Ruhepunkte, wobei der zweite Choral den Eindruck eines Prima vista-Spiels aufkommen ließ.

Nicht weniger als viermal stand Heinrich Schütz auf dem Programm, zunächst mit dem dreistimmigen Konzert "Die Gottseligkeit" und seinen drän-genden Engführungen, an-schließend mit "Der Herr schauet vom Himmel", in dem sich Sopran und Bass organisch verbanden, und danach sangen die beiden Frauenstimmen "Erhöre mich, wenn ich rufe" in aufmerksamer Abstimmung. "In Style Oratorio" verlangt Schütz vom Sopran bei dem ausgedehnten Rezitativ "Eile mich Gott zu erretten“, das Gisela Paul dramatisch zu gestalten wusste.

Dreistimmig

In gleicher Häufigkeit fand man dreistimmige Konzerte von Georg Philipp Telemann in der Vortragsfolge. Ein sauberes Fugato hörte man in "So lasset uns nicht schlafen", das Figuralwerk wurde von allen drei Solisten bei "Er hat alles wohl gemacht“ bestens beherrscht, geradezu chorische Wirkung erreichte man bei "Jauchzet ihr Himmel" und eine durchhörbare Polyphonie prägte das "Ich bin arm und elend“.

Die solistische Aufgabe für Wilfried Paul hieß "Cantemus Domino" aus der Feder von Lodovico da Viadana., dem man die Erfindung des Generalbass zuschreibt. Nach kleinen Einstiegsschwierigkeiten fand der Bassist zu klaren gesanglichen Linien. Die in allen Lagen tragfähige und angenehm timbrierte Stimme von Erika Kreuzer erwies sich als bestens geeignet für das opernhaft-frühklassische "Crucifixus“ aus einer Messe in G-Dur von Johann Adolf Hasse.

Eine besondere Delikatesse servierten die bei den Damen mit dem "Laudamus Te“ von Antonio Vivaldi, dessen gradlinige Frömmigkeit in den innig geführten Stimmparallelen einen fast nazarenischen Ausdruck fand. Ausgezeichnete Spannungsbögen formten die drei Solisten in Dietrich Buxtehudes "Lobet, Christen, euren Heiland" und mit dem Hinweis auf das Geschehen der Karwoche " Christ lag in Todesbanden" von ]ohann Hermann Schein ging das einstündige Konzert zu Ende. Anhaltender Beifall honorierte die Leistungen der engagierten Künstler.


 

Wärme und Ausdruckskraft

Geistliche Abendmusik in der Coburger Kirche Heilig Kreuz

Von Hans Höfer  - Coburger Tageblatt  vom 29.4.2002

Nach einer geistlichen Abendmusik im September des Vorjahres in der Salvatorkirche gestaltete das Ensemble "Cantico" mit Gisela Maria Paul (Sopran), Erika Kreuzer (Mezzosopran), Wilfried Paul (Bass) und Thomas Meyer (Orgel) am Vorabend des Sonntags "Kantate" in der Coburger Kirche Heilig Kreuz eine solche mit ausgewählten Barockwerken von Heinrich Schütz bis Antonio Vivaldi.

Den musikalischen Rahmen der Konzertstunde bildeten die Terzette "Ich bin arm und elend" und "So lasset uns nun nicht schlafen" von Georg Philipp Telemann, die in dichter Polyphonie von den Vokalisten abgewogen und transparent zum Vortrag gebracht wurden. Musikalische Dichte atmete das kanonisch angelegte Terzett "Christ lag in Todesbanden" von Johann Hermann Schein. Neben dem freudig bewegt gesungenen Duett für Sopran und Mezzosopran "Laudamus te" von Antonio Vivaldi hörte man überwiegend Sologesänge.

Schlank geführt und hell timbriert sang Gisela Paul das rezitativisch angelegte geistliche Konzert "Eile, mich, Gott zu erretten" von Heinrich Schütz und geläufig und mit müheloser Höhe Giovanni Paolo Capriolis "Ave regina coelorum". Wärme und Ausdrucksvermögen vermittelte Erika Kreuzers Wiedergabe von "Transfige dulcissime Jesu" von Caprioli und "Ich will den Herren loben allezeit" von Schütz. Mit klangvoller koloraturengewandter Naturstimme, die besonders in der baritonalen Lage anspricht, bot Wilfried Paul, der auch durch die Vortragsfolge führte, das anspruchsvolle "Hodie apparuerunt" von Giovanni Franceso Anerio. Allen vokalen Beiträgen war Thomas Meyer am Portativ ein versierter und anpassungsfähiger Mitgestalter. Solistisch bereicherte er das Programm mit den Partiten "Ach, was soll ich Sünder machen" von Johann Pachelbel und "Auf meinen lieben Gott" von Dietrich Buxtehude. Nach den erhaben vorgetragenen Chorälen ließ der Organist die Variationen abwechslungsreich geläufig und durchsichtig erklingen.

Herzlicher Beifall animierte das Ensemble "Cantico" noch zu einer Telemann-Zugabe.


 

Drei Stimmen in nahtloser Einheit

Ensemble Cantico in der Heilig-Kreuz-Kirche

Von Martin Potyra  - Neue Presse Coburg   vom 30.4.2002

Geistliche Musik ist eigentlich ein das gesamte Kirchenjahr begleitendes Element, aber der im Frühjahr wohl natürlichste Zeitpunkt für die Musica sacra ist das Wochenende rund um den Sonntag, der in seinem Titel "Kantate" uneingeschränkt dem musikalischen Lob Gottes gewidmet ist. Am Vorabend dieses Sonntages hatte das Ensemble "Cantico" zu einer Stunde geistlicher Musik in die Heiligkreuzkirche Coburg eingeladen und es fanden sich nicht wenige Zuhörer ein, um Kompositionen des Früh- und Hochbarock aus Deutschland und Italien zu genießen.

Dabei gelang es Gisela Maria Paul (Sopran), Erika Kreuzer (Mezzosopran), Wilfried Paul (Bass) und dem Organisten Thomas Meyer, diese Werke so darzustellen, wie sie in ihrer Entstehungszeit als sakrale Gebrauchsmusik möglicherweise erklungen sind. Das Ensemble praktiziert damit ganz selbstverständlich den Versuch, im angenäherten Originalklang zu weitgehend authentischer Interpretation zu finden. Dazu braucht man heute nicht unbedingt mehr den liturgischen Rahmen, sondern die konzertante Wiedergabe verstärkt umso mehr die Sensibilität für den klanglichen Reiz und den musikalischen Gehalt dieser kunstvollen Miniaturen.

Mit der kleinen Solo-Kantate "Eile, mich, Gott zu retten" von Heinrich Schütz und dem freudig bewegten "Ave regina coelorum" des Giovanni Paolo Caprioli setzte sich die Sopranistin gekonnt in Szene. Mit großer Beweglichkeit und Tragfähigkeit in allen Lagen sang sie im natürlichen Fluss des Textes, wobei die zahlreichen Melismen und Verzierungen in voller Klarheit zur Geltung kamen. In gleicher Weise präsentierte sich Erika Kreuzer, zunächst mit dem vorwiegend rezitativischen "Transfige dulcissime Jesu" (Caprioli), später mit der kleinen Solokantate "Ich Will den Herren loben allezeit" (Schütz), deren Halleluja-Einschübe trotz des weichen Timbres wie kleine Fanfarenstöße wirkten.

Wilfried Paul oblag die freie, fantasieartige Arie "Hodie apparuerunt" von Giovanni Francesco Anerio, einem Palestrina-Schüler. Er profilierte sich mit affektreicher Gestaltung und bester Aussprache. Eine besondere Delikatesse servierten die beiden Damen mit dem "Laudamus te" von Antonio Vivaldi, das wie ein Vorwegweiser auf Gioacchino Rossinis "Petit Messe Solenelle" anmutete. Etwas farbig instrumentiert hätte es organisch Platz gefunden in diesem grandiosen Werk.

Drei Geistliche Konzerte führten die Solostimmen zusammen, beginnend mit "Ich bin arm und elend" von Georg Philipp Telemann. Sowohl in der Tongebung als auch im Wechselgesang und in der parallelen Stimmführung bildete das Terzett eine nahtlose Einheit, wie bei "Christ lag in Todesbanden" von Johann Hermann Schein, der dem Bass den Cantus firmus und den Oberstimmen die vorimitatorische Kontrapunktik zugeeignet hatte. Ein dreistimmiges Fugato krönte Telemanns "So lasset uns nicht schlafen", konsequent in den Singstimmen durchgeführt.

Bei allen Konzerten und Kantaten begleitete Thomas Meyer am kleinen Orgelpositiv routiniert und teilweise dekorativ konzertierend. Solistisch prägte er diese Geistliche Abendmusik mit den Orgelpartiten "Ach, was soll ich Sünder machen" und "Auf meinen lieben Gott" von Dietrich Buxtehude. Geschickt nutzte er die wenigen Register zur farbigen Abwechslung der zumeist figurativen Variationen, wobei auch die dynamische Gestaltung zahlreiche Nuancen erfuhr.

Der reiche und anhaltende Beifall gab den Ausführenden Anlass, gemeinsam das geistliche Konzert "Jauchzet ihr Himmel" als Zugabe zu offerieren.


 

Musikalischer Schatz sorgfältig gehoben

Neun Motetten aus der Zeit Johann Casimirs im Staatsarchiv entdeckt und editiert

Von Rudolf Potyra  - Neue Presse Coburg  vom 29.10.1999

Dass in einem Staatsarchiv Dokumente über Dokumente lagern, ist selbstverständlich. Wenn aber plötzlich Musikalien auftauchen, ist das schon überraschend und ungewöhnlich. Und gerade das war der (außerordentliche Glücks-) Fall – bei der Handschriftensammlung „Einige dem Herzog Johann Casimir gewidmete Musikstücke“ (LA A 2243), auf die Dr. Rainer Hambrecht, der Leiter des Coburger Staatsarchivs, Wilfried Paul aufmerksam machte. Dieser erkannte, dass sich ihm eine Chance bot, wie sie nicht alle Tage kommt. Um diese „Musikstücke“ – es handelt sich ausnahmslos um Chorsätze – für den praktischen Gebrauch zu erschließen, war ein beträchtlicher Arbeitsaufwand nötig. Aus den 400 Jahre alten Einzelstimmen mussten Partituren erstellt („spartiert“) werden, die alten Notenschlüssel waren durch die gängigen modernen zu ersetzen und die Noten entsprechend umzuschreiben, die Taktarten und Notenwerte waren den heute gebräuchlichen anzugleichen und das richtige Erkennen und Deuten der oft nur mühevoll zu entziffernden Noten und Texte erforderten zuweilen kriminalistischen Scharf- und Spürsinn. Nun hat Wilfried Paul das Ergebnis seiner Arbeit, das er mit Hilfe eines Computer-Notationsprogramms ausgedruckt hat, im Selbstverlag als Teil seiner „Collection Paul“ vorgelegt. Es ist eine Edition geworden, die an Sorgfalt und Vollständigkeit kaum zu übertreffen ist. Paul legt nicht nur die insgesamt neun Chorsätze in vorbildlich übersichtlichen und gut lesbaren Partituren vor. Er hat auch die (oft schwer beschaffbaren) Daten über die weitgehend unbekannten und zum Teil weit von Coburg ansässigen Komponisten zusammen getragen, hat den lateinischen Texten deutsche Übersetzungen mitgegeben und mehrere Titelblätter im Facsimile beigefügt. „In Dankbarkeit für eine empfangene Wohltat oder auch in der Hoffnung auf eine gnädige Zuwendung dedizierten die ... Musici hochgestellten Persönlichkeiten ihre Kompositionen“ schreibt Knut Gramß, der Leiter des Melchior-Franck-Kreises und profilierte Kenner alter Musik, in seinem Vorwort zu dieser Ausgabe. Bei einer so „hochgestellten Persönlichkeit“ wie Herzog Johann Casimir sparten die Komponisten nicht an vokaler Pracht. Fünf der Sätze sind als acht- beziehungsweise siebenstimmige Doppelchöre angelegt. So die „Harmonia Gratulatoria“ von Andreas Gassmann (ca.1566-1626), Rektor der Lateinschule in Rochlitz; „Gaudete, filiae Hierusalem“ (aus dem Hohen Lied Salomonis) und Teile des 139. Psalms, beide von Samuel Völckel (ca. 1566-1617), einem weit herumgekommenen Musiker, der vermutlich in Königsberg geboren wurde; der 70. Psalm – mit 15 Seiten das umfangreichste Werk der Sammlung – von Jacobus Seel (1586-1634), der in Eisfeld geboren wurde, Diaconus in Coburg war und als Pfarrer in Unterneubrunn in der Nähe von Eisfeld starb; und schließlich der 101. Psalm von David Burger (ca. 1586-1633), der eine interessante Besetzungsvariante wählte, indem er drei Männerstimmen vier gemischte gegenüberstellte. Mit einem bescheidenerem Stimmaufwand geben sich ein fünfstimmiges „Distichon gratulatorium“ von Albinus Fabricius (ca. 1570-1635), einem weitgereisten Musiker, der in der Steiermark starb, „Ein new christlich Weynachtsgesänglein“ von Erasmus Baumann, dem „Hofforganisten allhie zu Coburgk“ und „Der 130. Psalm in deutsche Reimen gefasst“ von Magister Sebastian Leonhard, dem Lehrer und Jugenderzieher der Prinzen Johann Casimir und Johann Ernst. Den Beschluß bildet ein Choralsatz über „Ach got, wie gar geschwinde“ von einem anonymen Meister. Die eine Hälfte der neun Motetten ist auf lateinische Texte komponiert, die andere auf deutsch (was wörtlich zu nehmen ist, da ein Satz lateinisch oder deutsch gesungen werden kann. Soweit nicht biblische Texte verwendet wurden und Johann Casimir direkt „angesungen“ wurde, wählte man einen der Zeit entsprechenden devot-huldigenden Stil. Der Band hat insgesamt 72 Seiten, wobei der Partiturteil 59 Seiten umfasst. Die Gesamtausgabe kostet 48 Mark. Alle Motetten sind auch als Einzelausgaben erhältlich. Auf Wunsch können Stimmauszüge hergestellt werden. Die Ausgabe, deren Titelblatt Dr. Elisabeth Meisinger gestaltete, erweitert das Wissen um die Coburger Musikgeschichte und bereichert das Repertoire leistungsfähiger Chöre. Sie ist in der „Collection Paul“ erschienen und bei Gisela Maria & Wilfried Paul, Weidach, Schäfersgasse 27, 96479 Weitramsdorf, Telefon 09561/831012 zu beziehen.




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